„Wir wollen die Planbarkeit unserer Logistikdienstleistung weiter verbessern“
Alexander Tonn ist seit Januar 2021 der neue COO Road Logistics von DACHSER. Im Interview spricht er über seinen Werdegang, seine Prioritäten in der neuen Position, und worauf es ihm in der Gestaltung der Prozesse besonders ankommt.
Herr Tonn, wie begann Ihr Karriereweg bei DACHSER?
Mein Einstieg bei DACHSER war ganz klassisch: Ich hatte mich bei verschiedenen Unternehmen beworben und schließlich eine Stelle bei DACHSER in Memmingen im Controlling angenommen. Dort konnte ich dann nach wenigen Jahren schon die Leitung der Abteilung Controlling/Projekte übernehmen.
Ich habe mich in die Kontraktlogistik eingearbeitet, in Mikado, sogar ins Staplerfahren. Von da an übernahm ich in der Kontraktlogistik verschiedene Verantwortungen und wurde schließlich 2003 Kontraktlogistikleiter European Logistics, später Speditionsleiter und 2006 dann stellvertretender Niederlassungsleiter in Memmingen. 2014 trat ich die Nachfolge von Wolfgang Reinel als Verantwortlicher für Contract Logistics in Kempten an.
Sie haben sich nach Ihrer Wehrpflicht bei der Bundeswehr verpflichtet. Wäre das eine Alternative für Ihren beruflichen Werdegang gewesen?
Meine Wehrpflicht absolvierte ich in Füssen bei den Gebirgsjägern. Ich entschied mich bereits nach ein paar Monaten, dass ich noch zwei Jahre bleiben wollte, um eine Reserveoffizierslaufbahn zu machen. Anschließend habe ich während meines BWL-Studiums in Bamberg mit Schwerpunkt Logistik und logistische Informatik in den Semesterferien immer bei der Bundeswehr gearbeitet und Grundausbildungen geleitet. Das waren für mich die ersten wichtigen Schritte in Richtung Führung. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mit jungen Leuten zu arbeiten. Die weitere Laufbahn als Soldat kam für mich aber nicht in Frage, da ich mehr eigenen Einfluss auf meine Karriere haben wollte.
Wie schafft man es Menschen zu motivieren?
Das wichtigste ist immer, die Menschen zu verstehen. Wenn man Empathie mitbringt und sich auf die Leute einstellen kann, kann man Dinge besser erklären und ein gegenseitiges Verständnis schaffen. Das A und O ist – wie in allen Lebenslagen – den nötigen Respekt mitzubringen und den anderen ernst zu nehmen. Bei DACHSER ist es extrem wichtig, miteinander im Gespräch zu bleiben. Das Gefühl für das Leben in der Niederlassung muss immer vorhanden sein. Wir als Vorstände müssen darauf achten, dass wir diese Nähe bewahren und uns Zeit dafür nehmen. Leider ist der persönliche Austausch aktuell nicht so möglich wie bisher, aber sobald es die Situation zulässt, werde ich erneut viel reisen. Ich möchte einen großen Teil der Niederlassungen in Europa zumindest einmal besuchen. Ob mir das je komplett gelingt, ist zwar noch nicht klar, aber der Wille dazu ist auf jeden Fall da.
Alexander Tonn ist Chief Operations Officer (COO) bei DACHSER
Sie konnten bereits früh Führungserfahrung sammeln und haben einen sehr tiefen Einblick in die operativen Abläufe bei DACHSER. Haben Sie sich auf die Position als COO dennoch besonders vorbereitet?
Der Respekt vor der Aufgabe ist sehr groß, das ist keine Frage. Wir sind ein großes Unternehmen. Mein Vorgänger Michael Schilling und ich haben die Zeit aber gut genutzt und uns in den knapp drei Jahren bis zur Übergabe intensiv ausgetauscht. So bekam ich die Chance, alles genau zu verstehen und nochmals tiefer in gewisse Mechanismen einzusteigen.
Welche Themen gehen Sie jetzt als erstes an, wo liegen die Prioritäten?
Die weitere Entwicklung der Kontraktlogistik ist mir ebenfalls sehr wichtig. Hier würde ich mir wünschen, dass wir noch mehr Fahrt aufnehmen. Das europäische Netzwerk hat dafür großes Potenzial.
Außerdem bin ich davon überzeugt, dass Interlocking, also die Verzahnung des Landverkehrs mit der Luft- und Seefracht, für DACHSER enorm wichtig ist. Es ist notwendig, die weiteren Schritte zu gehen, die sich insbesondere auf die Vernetzung der operativen Prozesse beziehen.
Der dritte Fokus liegt darauf, wie wir die Omnichannel-Strategien unserer Kunden unterstützen können. Die Anforderungen entwickeln sich derzeit äußerst dynamisch. Das bedeutet für uns, dass wir relativ schnell auf Veränderungen reagieren müssen, sowohl im B2C-, als auch im B2B Bereich.
Wie sehen diese Veränderungen aus, und was bedeuten sie für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen?
Die Mengen im Netz sind derzeit extrem hoch, was vor dem Hintergrund der COVID-19 Pandemie und den mit ihr einhergehenden Einschränkungen eine außerordentliche Arbeitsbelastung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet. Durch die Lockdowns und Geschäftsschließungen ist der Onlinehandel stark angestiegen und mit ihm auch die B2C-Sendungen im Netz. Aktuell liegen wir bei DACHSER bei einer Quote von deutlich über 10 Prozent in Europa, Tendenz stark steigend. B2C aber ist ein komplexer Service mit ganz spezifischen Anforderungen, vor allem in der Zustellung.
Damit wir unsere hohe Qualität weiter halten können, müssen wir die Planbarkeit unserer Logistikdienstleistung weiter verbessern. Das fängt bei der frühzeitigen Avisierung von Sendungen durch unsere Kunden an und schließt insbesondere auch die Verbesserung unserer Datenqualität ein. Wir müssen zum Beispiel aus den Auftragsdaten wissen, ob es sich um eine B2B- oder B2C-Zustellung handelt, um die Zustellprozesse effizient und zur Zufriedenheit des Kunden und auch des Empfängers abwickeln zu können.
2020 haben wir die einheitliche targo on-site Produktfamilie für B2C-Sendungen europaweit eingeführt. Das ist ein dezidierter Wettbewerbsvorteil, den wir unseren Kunden damit bieten. Der Grundstein für mehr Planbarkeit ist gelegt, jetzt liegt es an uns, die Produkte konsequent zu kommunizieren.
Vielen Dank für das Gespräch.