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Kollege Cobot

Bei DACHSER in Dissen arbeiten Mensch und Maschine Seite an Seite. Die flexiblen Cobots gehen den Mitarbeitenden zur Hand und entlasten sie bei sich wiederholenden und eintönigen Tätigkeiten. Das Miteinander bewährt sich.

Das Nebeneinander von Mensch und Maschine läuft harmonisch.
Das Nebeneinander von Mensch und Maschine läuft harmonisch.

Es zischt kurz, wenn die Druckluft aus den Saugnäpfen gezogen wird. Der Unterdruck hält gleich acht Lebensmittelpackungen sicher am Greifer und hebt sie aus der Transportkiste. Der Schwenkarm dreht sich und setzt die Pakete sanft auf einem Förderband ab. „Der Druck in den Saugnäpfen darf nicht zu stark sein, sonst hinterlassen sie Abdrücke oder beschädigen im schlimmsten Fall die Produktverpackung“, sagt Daniele Andreano, Team Leader Corporate Contract Logistics Technology Solutions bei DACHSER, über die Herausforderung des Roboter-Einsatzes.

Hier am Standort in Dissen an der A33 im Teutoburger Wald dreht sich alles um Lebensmittel. Neben dem Warenumschlag für Transporte innerhalb der Region, Deutschlands oder Europas stehen knapp 39.000 Palettenplätze im Multi User Warehouse zur Verfügung. Dort werden auch sogenannte Value Added Services angeboten, also Mehrwertdienstleistungen wie beispielsweise der Displaybau, das Packen von Sortiments-kartons und das Aufdrucken des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD). Genau dafür müssen die Produkte eines Warehouse-Kunden in Dissen einzeln auf das Förderband gelegt und bedruckt werden, denn noch fehlt dieses auf der Verpackung. Im konkreten Fall geht es um ein Fleischersatzprodukt, das aus pflanzlichen Proteinen hergestellt ist. Das Förderband führt dazu jeden Artikel, heute die Sorte „Like Gyros“, an einem Drucker vorbei, der in das vorgesehene Feld das passende MHD einträgt.

Cobots packen mit an

Dazu müssen die Produkte aus den Plastikkisten, in denen sie angeliefert werden, entnommen, bedruckt, in Versandkartons platziert und auf Paletten gestapelt werden. Bislang erledigten diese Tätigkeiten Mitarbeitende aus dem Kontraktlogistik-Team. Nun haben sie Unterstützung von zwei Kollegen, sogenannten Cobots. Das sind Roboterarme, die an der Seite von Menschen ihre Aufgaben verrichten. „Für uns ist es ein wichtiger Schritt in der Automatisierung, bei der es aber keineswegs um das Ersetzen von Menschen geht“, beschreibt Michael Mayer die Ausgangslage. Er ist Department Head Corporate Contract Logistics Consulting im DACHSER Head Office in Kempten und beschäftigt sich intensiv mit den Prozessen im Lager. Sich ständig wiederholende und körperlich einseitige Tätigkeiten – wie eben die Entnahme der Produkte aus den Boxen und die Ablage auf das Förderband – machen einen Job für die Mitarbeitenden nicht attraktiver. „Dies acht Stunden lang zu tun, ist einfach sehr eintönig“, stellt Mayer fest.

Wie zwei kollaborierende Roboter bei DACHSER in Dissen in unmittelbarer Nähe zu Menschen arbeiten und wie die Cobots bei den Mitarbeitenden ankommen, zeigt dieses Video.

Der Prozess in Dissen bot sich für dieses Automatisierungsprojekt an. Gemeinsam mit den lokalen Kontraktlogistik-Kolleginnen und -Kollegen sowie dem Sicherheitsbeauftragten des Standorts entwickelte das Contract Logistics Team des Kemptener Head Office ein Konzept für sicheres Arbeiten mit Maschinen. „Uns war bewusst: Dafür kommt kein Industrieroboter in Frage“, sagt Daniele Andreano. Aufgrund der Unfallgefahr während des laufenden Betriebs arbeiten derartige Roboter in eingehausten, geschützten Bereichen. Die Cobots kommen ohne Einhausung aus, denn sie reagieren „sensibel“ auf Menschen, vergleichbar zu einer Heckklappe an einem modernen Auto: Die Greifarme bleiben stehen. „Um die Sicherheit zusätzlich zu erhöhen, arbeiten wir mit Lichtschranken. Wird das Signal unterbrochen, verlangsamt der Greifarm seine Bewegung oder stoppt vollständig“, erklärt Daniele Andreano.

 

Neben dem richtigen Luftdruck in den Saugnäpfen für den Greifvorgang ist die Temperatur zu berücksichtigen, da Lebensmittel teilweise gekühlt gelagert werden müssen. „In der Food Logistics-Halle herrschen zwischen zwei bis sieben Grad Celsius, da kann sich schon mal Kondenswasser auf den Packungen bilden“, beschreibt Daniele Andreano eine der technischen Herausforderungen. Flüssigkeiten können durch die Näpfe angesaugt werden und müssen dann über die Kunststoffleitungen abgeleitet werden. Innerhalb einer Woche hatte das Team den kompletten Ablauf und die damit verbundenen Eventualitäten mit den zwei Cobots implementiert. „Veränderungen am System können unsere Mitarbeitenden auch ohne Programmierkenntnisse vor Ort an einem Tablet vornehmen und sind nicht auf die Hilfe eines Dienstleisters angewiesen“, sagt Daniele Andreano. Für einen reibungslosen Ablauf ist allerdings wichtig, dass Verpackungsgrößen, Material und Gewicht unverändert bleiben. „Automatisierung lebt von Standardisierung“, fasst es Michael Mayer zusammen.

Die Cobots packen im Bereich Value Added Service mit an.
Die Cobots packen im Bereich Value Added Service mit an.

Mehr Arbeitsqualität durch Automatisierung

Doch nicht jeder Arbeitsschritt lässt sich leicht automatisieren. Das zeigt sich auch in Dissen. Nach dem Aufbringen des MHD werden die Produkte in einem Versandkarton platziert, bevor der zweite Cobot-Greifarm die Kartons auf einer Palette positioniert. „Das Absetzen in den Versandkartons ist für den Cobot eine komplexe Herausforderung“, beschreibt es Andreano. Hier sind weiterhin menschliche Hände gefragt. Doch auch diese Aufgabe haben die hausinternen Berater schon auf ihrer To-do-Liste. Im Kontraktlogistiklager in Dissen wurden die Cobots derweil schon gut angenommen. Für Timo Prielipp, General Manager im Logistikzentrum Dissen, sind sie längst mehr als nur gern gesehene Helfer im Logistikalltag: „Für mich ist es super spannend und innovativ, an einer Robotertechnik teilzuhaben. Ich denke, sie wird unsere Zukunft mitbestimmen. Es macht Spaß, ein Teil davon zu sein.“

Bereits jetzt haben alle Beteiligten auf allen Ebenen mit dem Projekt viele wertvolle Erfahrungen sammeln können, die nun zusammen mit Forschenden des DACHSER Enterprise Labs ausgewertet und weiterentwickelt werden. Davon will das Team von Michael Mayer künftig auch andere Niederlassungen auf deren Automatisierungsweg profitieren lassen: „Wo immer sinnvoll, wollen wir die Qualität der Arbeit mit Maschinenunterstützung erhöhen und unsere Kolleginnen und Kollegen entlasten. So profitieren am Ende alle im Prozess.“

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