Gewusst wo und wie
Sendungsverfolgung und Transportsteuerung im „Internet der Dinge“: Mit GPS-Ortung über 5G/LPWAN-Funktechnologie und Telematik setzt DACHSER Road Logistics Maßstäbe in der Echtzeitverfolgung, Ankunftszeit-Vorhersage und Visualisierung von Stückgut-Fernverkehren.
Alles Gute kommt von oben. Das gilt auch für das Global Positioning System, besser bekannt als GPS. Jedes Mal, wenn wir das Navi im Auto anschalten, um Routen zu suchen und unsere Ankunftszeit durchzugeben, kommen Satelliten und Funktechnologie ins Spiel, um uns auf dem Laufenden zu halten. Das sind eingespielte Systeme. Sie funktionieren auch in der Logistik, wenn es darum geht, die Wege eines Lkw per Telematik-Fahrzeugortung in Echtzeit zu verfolgen. Wer weiß, wo der Truck ist, kann auch die Sendung darin verfolgen.
Komplexer stellt sich dies in der Stückgut-Logistik dar. Die hier verwendeten Wechselbrücken werden im Fernverkehr oftmals zwischen zwei sich begegnenden Lkw getauscht. Und oft warten sie, aufgebockt auf ihren Stelzen, auf den nächsten Einsatz. Sei es auf dem Hof der Niederlassung, bei Kunden an einer Verladerampe oder für längere Pausen auf einem Abstellplatz. Als autarkes System teilt die Wechselbrücke weder Energie noch Informationen mit ihrer Zugmaschine.
Viel ausprobiert
Um diese robusten, aber kommunikativ nicht intelligenten Behälter und vor allem deren vielfältigen Inhalt im Stückgut-Netzwerk kosteneffizient und zuverlässig tracken zu können, bedurfte es einiger Jahre Technologie- und Telekommunikationsentwicklung. Lösungen auf der Basis traditioneller 2G/3G-Funkstandards erwiesen sich als zu energie- und kostenintensiv. Und vor allem als nicht zukunftsfähig, da diese Netze in Europa Schritt für Schritt abgeschaltet werden.
„Als dann die LPWAN-Technologien aufkamen, haben wir uns diese schon in einem sehr frühen Stadium aufmerksam angeschaut und im Rahmen des DACHSER Enterprise Lab erforscht“, berichtet Lars Relitz, Head of Corporate Digital Innovation & Development bei DACHSER. LPWAN steht für Low Power Wide Area Network, ein Netzwerk, das gerade in Verbindung mit neuesten 5G-Mobilfunkstandards weltweit aufgebaut wird. „Anfangs waren Netzaufbau und Tarifstrukturen noch nicht vorhanden. Aber wir waren sehr schnell davon überzeugt, dass die LPWAN Technologie die richtige Richtung ist“, so Relitz.
Gemeinsam mit einem Anbieter für Ortungslösungen hat DACHSER die Entwicklung innovativer Smart Tracking Devices (STD) für den Einsatz auf Wechselbrücken vorangetrieben. Diese bestehen aus extrem energiesparenden, mit Solarzellen unterstützten Energiemodulen sowie moderner satelliten-gestützter Ortungstechnik (GPS, Galileo) und Funkmodulen auf Basis der neuen 5G/LPWAN-Netze. Sie sind zusätzlich abgesichert durch weitere, derzeit noch verbreitete Funkstandards. Die ganzheitliche Lösung passt zur Anforderung, dass die Smart Tracking Devices die Lebenszeit der Wechselbrücke von zwölf Jahren wartungsfrei durchhalten müssen.
Eine Lösung vor allem für die Kunden - Tracking-Daten in Echtzeit über eine Plattform zu verarbeiten, ist bei DACHSER „gelernt“. Zum Zwecke der lückenlosen Temperaturverfolgung im Frischebereich sendet der Food Logistics-Fuhrpark schon seit Jahren Transport- und Bewegungsdaten auf eine Datenplattform, wenn auch mit deutlich geringerem Funktionsumfang. Darauf lässt sich jetzt das neue System mit Smart Tracking Devices aufbauen.
Nutznießer dieser Neuerungen sind vor allem auch die Kunden. „Indem wir jederzeit in Echtzeit wissen, wo sich unsere Wechselbrücken befinden und diese Information auch entsprechend verarbeiten können, schaffen wir mehr Transparenz in der Lieferkette. Die Informationen zu Ankunftszeiten und eventuellen Verzögerungen werden noch exakter, die Kapazitätsplanungen dadurch einfacher und übersichtlicher. Das führt zu einer optimierten Auslastung der Transporte sowie zu effizienteren Abläufen im Umschlag“, erklärt Alexander Tonn, COO Road Logistics bei DACHSER.
Nach erfolgreichen Pilotversuchen werden bis Sommer 2022 über 8.500 Wechselbrücken und 5.000 Trailer im DACHSER Road Logistics Netzwerk mit den Smart Tracking Devices ausgestattet. „Dann sind wir in der Lage, Informationen von tausenden Verkehren zusammenzuführen, zu filtern und zu verarbeiten, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alles für sie Relevante daraus erfahren – in Echtzeit und in einer gut erfassbaren Visualisierung,“ erläutert Armin Blaschek, Department Head Production Systems bei DACHSER, der den Rollout des neuen Telematik-Systems leitet.
Mehr Transparenz
Zur Visualisierung und Analyse der Daten dient eine zentrale Plattform, die sämtliche Positionsdaten der Wechselbrücken, aber auch von Trailern und Zugmaschinen, zusammenführt und mit den Sendungsdaten des Transportmanagement-Systems „verheiratet“. Darüber hinaus werden auch Charterverkehre, die selten mit eigenem Equipment durchgeführt werden, über eine eigens entwickelte Driver App abgebildet. Sie liefert nicht nur das Signal zur Visualisierung des Transports, sondern ermöglicht auch eine weitreichende elektronische Abwicklung des jeweiligen Charterauftrags mit digitalen Belegen.
Für Alexander Tonn verbindet sich mit dem Telematik-Projekt der Aufbruch in ein neues Zeitalter der Sendungsverfolgung und -steuerung in der Stückgutlogistik. „Perspektivisch wollen wir noch mehr Transparenz und Echtzeitinformationen aus der Supply Chain bieten, mit modernen Plattformen und API-Schnittstellen. Das Potenzial für weitere Funktionalitäten und Anwendungen von Telematik ist noch groß.“